© Dinah Boysen

 

 

 

 

Der kleine Hausgeist Nis Puk

Sylter Sagenwald - Der kleine Hausgeis Nis Puk
© Dinah Boysen

Jede Familie auf Sylt kann sich glücklich schätzen, wenn ein Puk bei ihr auf dem Dachboden oder im Stall einzieht. Das macht der kleine Kobold allerdings nur dann, wenn ihm die Grütze, sein Lieblings-Getreidebrei
mit extra viel Butter, richtig gut schmeckt. Den muss die Familie für ihn in seinem Grütztopf gekocht haben und für ihn bereit stellen. Schmeckt ihm die Grütze, zieht er ein.

Hat es sich der Puk erst einmal gemütlich gemacht, dann bleibt er zwar unsichtbar, sorgt aber dafür, dass alle Mitglieder der Familie beschützt werden. Er kümmert sich darum, dass seiner Familie alles gelingt.

Wenn jedoch Kinder oder Haustiere in der Familie nicht gut behandelt werden, versteht er keinen Spaß. Plötzlich verwandeln sich Puken dann in Plagegeister, sorgen für Lärm und ständige Unordnung und schließlich dafür, dass die Erwachsenen ihr Verhalten ganz schnell überdenken. Wenn der Puk sich immer wieder über eines der Familienmitglieder ärgert, dann zieht er aus. Ist die Familie gut und liebenswert, dann bleibt er für immer und ewig.

Gesehen wurden Puken bisher nur sehr selten. Nis Puk, der Held vieler Hauskobold-Geschichten im Norden, ist ein wirklich kleiner Kerl. Er ist viel kleiner als Du. Er hat rot-braune, zottelige Haare, große Augen und ein
freundliches Gesicht. Gerne trägt Nis Puk rote Socken, eine warme Mütze und einen Pullover, den ihm seine Familie strickt. Man sagt, manchmal, ganz machmal, habe Nis Puk auch im Kampener Quermarkenfeuer
gewohnt. Immer dann, wenn er mal in aller Ruhe nachdenken wollte.

Der Schatz im Brödihoog

Sylter Sagenwald - Der Schatz im Brödihoog
© Gina Semmelhack

Teunis war ein Teufelsbraten vom Scheitel bis zur Sohle. Als Seeräuber hatte er auf den Nordmeeren große Schätze ergaunert. Zu allem war er auch noch ein Geizhals, wollte seinen Reichtum nicht teilen und suchte auf seiner Heimatinsel Sylt händeringend nach einem Geheimversteck für seine Beute.

In der Nähe von Kampen kletterte er auf einen alten Grabhügel, den Brödihoog, um sich einen besseren Ausblick zu verschaffen. Er trat auf einen großen Stein, rutsche ab und stürzte kopfüber in die unterirdische Kammer. „Hier ruhen die Vorfahren. Dies ist genau der richtige Platz für meine Schätze”, dachte Teunis, kaum dass er wieder bei Sinnen war. Alle seine Schätze schleppte er hier her und kam fortan immer wieder in die düstere Kammer, um bei der Betrachtung seiner Reichtümer tiefes Glück zu empfinden.

Auch seine beiden Söhne teilten diese Leidenschaft mit ihm. Oft eilten sie des Nachts ganz allein herbei, um sich an dem Anblick der Juwelen und Goldtaler zu erfreuen. In einer solchen Nacht, es regnete auf Sylt zu jener Zeit noch viel stärker als heute, weichte die Decke der Grabkammer auf und begrub die jungen Kerle unter sich. Als Teunis wenig später verzweifelt nach den Söhnen suchte, kam für sie jede Hilfe zu spät. Und obwohl der Vater sonst ein so rauer Geselle war, starb er vor Kummer noch auf der Stelle.

Die Legende vom Schicksal des Seeräubers und seiner Söhne sorgte dafür, dass andere Abenteurer sich immer wieder dem Brödihoog näherten, um den Schatz aufzuspüren. Doch fürchterliche Nebelschwaden, in denen Teunis’ Geist spukte und stöhnte, trieb sie alle in die Flucht. Der Schatz vom Brödihoog ist bis heute ungeborgen.

Der Kampf der Zwerge gegen die Riesen

Sylter Sagenwald - Riesen&Zwerge
© Gina Semmelhack

In der wilden Sylter Natur leben allerlei unsichtbare Wesen, von denen mancher Erwachsene behauptet, dass es sie gar nicht geben kann. Aber warum soll es eigentlich immer nur das geben, was wir sehen?

Diese Sage handelt jedenfalls von Puken, von Zwergen und von Riesen. Puken sind kleine, freundliche Hausgeister, die es sich in Erdlöchern gemütlich machen, wenn sie gerade kein Menschenzuhause haben.

Vor langer,  langer Zeit ärgerten König Nis mit seinen Puken und König Finn mit seinen Zwergen die Riesen so sehr, dass die großen, groben Unholde sich sehr gestört fühlten. So sehr sogar, dass sie am Wattenmeer gegen die Zwerge und Puken in die Schlacht zogen. Die kleinen Wesen kämpfen nun in solcher Überzahl und mit solchem Mut, dass die Riesen drauf und dran waren zu fliehen. Wenn da mal nicht die Riesenfrauen mit ihrer Mittagsgrütze gekommen wären, um ihren Männern beim Kampfe zuzuschauen. Sie waren empört über ihre feigen Kerle und bewarfen sie mit dem heißen Getreidebrei. So konnten die Riesen nicht weg. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiter zu kämpfen. Schließlich bezwangen sie die Zwerge.

Aber auch damals hatte ein Krieg nichts Gutes: Die Könige aller drei Völker waren zu Tode gekommen und mit ihnen viele Zwerge, Puken und Riesen. Dort, wo der Krieg gewonnen wurde, da hieß es „Wonningstedt“. Der Ort des Kampfes wurde Kampen genannt. Was deren Bewohner bis heute zum Anlass nehmen, besonders friedlich miteinander umzugehen. Das Pukental, die Straße „Pückdeel”, beschreibt jenen Ort am Kampener Watt, an den sich die müden Puken nach dem Kampf zurückzogen.

Klappern mit Tam Bleiken

Sylter Sagenwald - Klappern mit Tam Bleiken
© Dinah Boysen

Er galt schlichtweg als verrückt und sehr schwierig, der gute Tam Bleiken. Dabei war der Mann aus List in Wirklichkeit ein ehrlicher, feiner Mensch. Er sah bloß manches anders, lebte für sich, nannte die Dinge beim Namen, wenn er gefragt wurde und war vielen daher unbequem.

Statt ihn mit seinen Ecken und Kanten lieb zu haben, wurde Tam von den garstigen Dorfbewohnern einfach vertrieben. Er wohnte fortan unter sehr kargen Bedingungen in dem menschenleeren Gebiet zwischen List und Kampen. Die Schäferin Jappen Mär weidete dort ihre Schafe.

Eines Tages wurde sie jäh in ihrer Ruhe gestört. Sie vernahm ein unheimliches Klappern, das nicht aufhören wollte und eilte zum Strand, um der Sache nachzugehen. Da sah sie ein gestrandetes Schiff und Tam Bleiken. Der räumte die Planken des Schiffes von einem zum anderen, um zu retten, was zu retten war. Das Klappern des Holzes hatte das Geräusch verursacht. Tam fand unter den Brettern schließlich den Fischer, der in Seenot geraten war. Doch ihm war nicht mehr zu helfen. Jappen Mär riet Tam Bleiken, die Kleidung des Schiffbrüchigen anzuziehen und auch die Haare so zu frisieren, wie es der Fischer tat. Die Schäferin erzählte sodann überall im Dorf, Tam sei bei seinem Rettungsversuch umgekommen. Sie, Jappen Mär, wolle nun den geretteten Fischer heiraten.

Und so geschah’s. Die beiden lebten fortan in Freude und Frieden. Ihr Sohn, Tam Tamen, wurde der berühmte Fürst der afrikanischen Wüste. Und das Gebiet, in dem Tam Bleiken mit den Hölzern klapperte, heißt bis heute „Klappholttal“ – das Klapperholztal.

Das Geheimnis des Königshügels

Sylter Sagenwald - Das Geheimnis des Königshügels
© Dinah Boysen

Auf Sylt wachsen keine richtigen Berge. Es gibt nur Dünen und viele kleine Hügel, die mit Gras ummantelt sind. Wie ihr vielleicht schon wisst, wurden diese Hügel vor Tausenden von Jahren aufgeschüttet, um die  Höhlen darunter als Grabkammern zu nutzen.

Rund um den schwarz-weißen Kampener Leuchtturm  findet ihr etliche dieser Grabhügel. Um sie ranken sich viele Geschichten. Der Legende nach fanden hier unzählige Riesen ihre letzte Ruhestätte. Sie waren im großen Kampf gegen die Zwerge zu Tode gekommen.

Für alle Grabhügel, so gilt auch für diese: Je größer der Hügel, desto mächtiger und reicher derjenige, der darin begraben wurde. Der Anführer der Riesen, König Bröns, bekam darum natürlich das größte Grab. Aber auch sein Sohn erhielt – ganz in der Nähe – einen eigenen, etwas kleineren Hügel, den Lütt Brönshoog. Dem Hund des Königs, der von den Zwergen während des Kampfes vergiftet wurde, erwies man im Hundshoog die letzte Ehre.

Aber der Brönshoog, der Königshügel, war der Vornehmste. Er wurde auch mit großen  Reichtümern bestückt. Man sagt sogar, König Bröns wurde in der Höhle mit seiner goldenen Kutsche begraben. Diese Legende zog natürlich immer wieder reichlich Diebesvolk an. An die Schätze kamen sie allerdings nicht heran: Sobald die bösen Gesellen sich dem Grabe näherten, wurden sie von unsichtbarer Hand geohrfeigt und suchten das Weite.

Naja, und jetzt weiß man auch, warum der Kampener Leuchtturm so groß ist und eine schwarze Bauchbinde trägt: Er wurde zu Ehren von all den Riesen erbaut, die zu seinen Füßen begraben wurden.

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