© Gina Semmelhack

Biike & Petritag

21. & 22. Februar

TJEN DI BIIKI ÖN! Wir vertreiben den Winter - Biike am 21. Februar

Biikebrennen in Kampen
© Sven Scheppler

Was braucht man für den friesischen Nationalfeiertag Biike? Ein paar extrawarme Stiefel, eine dicke Jacke, Kondition für zwei, am 21. und  22. Februar je einen freien Tag und vielleicht auch noch eine Kopfschmerztablette für den Tag danach...

Warum feiern Friesen Biike? Weil die Inselfrauen ihren seefahrenden Männern bei dem Abschied für Monate feuriges Geleit geben wollten.
Vielleicht auch, weil es hier sowieso immer zu lange dunkel, zu kalt und zu windig ist von November bis Februar und man endlich den Winter verjagen will. Möglicherweise fußt diese Tradition aber auch auf der angeblichen Angewohnheit der Ursylter, orientierungslos herumgeisternde Frachtschiffe bei Nebel mit großen Feuern auf den Strand zu locken und gnadenlos auszurauben. Egal. Fest steht: Wenn Biike ist, ist Ausnahmezustand auf Sylt. Wochen vorher werden die Gärten aufgeräumt und Heckenschnitt zum Biikeplatz geschafft. Tage vorher wird der Grünkohl geschnitten, gewaschen und angesetzt, jetzt riecht schon das ganze Dorf danach.

Am 21. Februar trifft man sich dann abends vor dem Feuerwehrgerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Kampen zum Fackelanzünden. Ein langer malerischer Zug von Lichtern und strahlenden Gesichtern setzt sich in Bewegung zum Biike-Platz beim Golfplatz. Wenn die Biike endlich brennt, ist es vorne immer zu heiß und hinten zu kalt. Man singt die friesische Nationalhymne ("Üüs Sölring Lön"), hört Reden, von denen man nur die Hälfte versteht (egal), zückt vielleicht den ersten Flachmann ("Sünhair!"). Wenn die Füße klamm und die Nasen rot sind, geht es zurück ins Dorf, zum Grünkohlessen (rechtzeitig anmelden!). Mit Kassler und Kochwurst, mit köstlichen salzigen und süßen Bratkartoffeln (Sylter Spezialität) und allem, wovor die leichte Küche sich gruselt. Das schreit dann nach einem Absacker. Oder mehreren. Und schon ist es passiert. Sie sind mittendrin bei den Kampenern, in einem echten, unverfälschten Stück Sylt.

Mehr über die Biike auf Sylt erfahren? Eine mit viel Liebe von einem engagierten Insulaner gestaltete Homepage zum Thema findest Du im Internet unter www.biike.de.

Biike - so läuft's:

17:45 Uhr
Treffpunkt & Fackelausgabe
am Feuerwehrgerätehaus
18:00 Uhr
Fackelzug zur Biike
Der gemeinsame Fackezug wird von der Freiwilligen Feuerwehr Kampen begleitet. Aus Sicherheitsgründen werden die Fackeln erst am Kampener Leuchtturm angezündet.
18:30 Uhr
Biikefeuer
Ansprachen auf Friesisch und Hochdeutsch und Entzünden des Biikefeuers auf der Driving Range des Golfclub Sylt
Anschließend geht's zum traditionellen Grünkohlessen in die Kampener Gastronomie

Die Rede der Kampener Bürgermeisterin Steffi Böhm

Liebe Kinder, liebe Erwachsene, Liebe Mitbürger, liebe Freunde unserer Insel!

Ihnen und Euch ein herzliches Willkommen zu unserem Biikebrennen 2024!

Schon im 17. Jahrhundert verließen Sylter ihr karges Eiland und bereisten die Meere als Walfänger. In den Häfen entdeckten sie, wie bunt und facettenreich die Welt ist. Sie brachten ihren Eindrücke mit nach Hause. Vor rund 180 Jahren kamen dann die ersten Sommerfrischler nach Sylt. Offen zu sein für andere Lebensweisen ist hier bei uns Haltung und Existenzgrundlage. Denn nur wer Neues und Anderes schätzt, ist auch ein guter Gastgeber.

Auf unserer Insel leben aktuell 19.969 Menschen mit erstem Wohnsitz. 20 Prozent der Insulaner haben eine andere erste Staatsbürgerschaft als die Deutsche. 115 verschiedene Nationalitäten leben und arbeiten gemeinsam auf Sylt. Wir sind eine dynamische, offene lebendige Gemeinschaft hier.

Gleichzeitig halten wir Traditionen lebendig. Denn erst  die richtige Mischung aus Bewahren und Erneuern schafft Identität. Ausdruck von lebendigen Gemeinschaft sind auf Sylt die Dorf- und Feuerwehrfeste, unsere Sportvereinen, Chöre, Feuerwehren oder auch die Politik. All das ist nur möglich, mit Menschen, die ihre Schaffenskraft ehrenamtlich zur Verfügung stellen und sich für ihre Insel bedingungslos einsetzen.

Eine besonders schöne Form gelebter Tradition ist das Biikefest. Viele Sylterinnen und Sylter würden eher auf Geburtstag und Weihnachten verzichten, als auf ihren Biikeabend mit Feuer und Grünkohl und den Petri-Tag mit Tanz und Vergnügen für die Kinder am nächsten Tag. Im Schein des großes Feuers zusammen zu stehen, gesellig zu sein, sich zu begegnen, ganz gleich, woher man kommt und wohin man geht, den Winter zu verabschieden und sich auf das Neue einzustimmen, alles, was dieses Jahr so bringen wird, ist eine Tradition, die Syltern und vielen Gästen, die wir herzlich willkommen heißen, wichtig ist.

Die Biike-Feuer - überall an der Westküste - verabschiedeten die Walfänger, die zur Saison in die Nordmeere aufbrachen. Das Biikefest steht klar in heidnischer Tradition. Feuer sind in alten Mythologien immer Symbol für die Sonne, die den Winter aus dem Boden treibt und die Aussaat des Frühlings möglich macht. Mit anderen Worten: Für uns Sylter beginnt das Jahr eigentlich erst übermorgen, wenn man Biike und Petritanz in aller Form gefeiert und verdaut hat. Am Biike-Feuer darf man seine Wünsche für das Jahr in den Himmel schicken. Denn Wünschen an einem so kraftvollen Ort hilft.

Ich habe als Sylterin und Bürgermeisterin von Kampen eigentlich nur einen Wunsch, aber einen großen - mit viel Wumms: Ich möchte mit dem heutigen Abend nicht nur den Winter, sondern auch die alten Strukturen von der Insel vertreiben, die uns gerade komplett darin blockieren, Zukunft angemessen zu gestalten und fit zu werden für die nächste Generation. Denn das ist dringend überfällig, wenn Sylt für unsere Kinder und Kindeskinder genauso liebens- und lebenswert sein soll, wie für uns. Der insulare Geist wurde am Biikefeuer oft beschworen. Aber nie mit so viel Nachdruck wie jetzt. Die Zusammenarbeit der freien Gemeinden mit der Gemeinde Sylt ist seit der Fusion nicht zufriedenstellend. Dringend müssen alte Strukturen durch neue gemeinsame, insulare Gremien ersetzt werden. Wir müssen großen Themen wie Umweltprojekte, ein Rad- und Verkehrswegekonzept, die Unterbringung der Geflüchteten, der Obdachlosen, das Wohnen und die Pflege unserer älteren Bürger - gemeinsam, als Inselgemeinschaft anpacken. Und das muss jetzt passieren nicht irgendwann. Wir die Norddörfer Gemeinden, Kampen und Wenningstedt-Braderup sind mehr als bereit dazu. Wir wollen unsere Unabhängigkeit erhalten, aber überall da insular arbeiten, wo es notwendig ist.

Hier die gute Nachricht: Die erste Saat für innovatives insulares Zusammenarbeiten ist ausgebracht. Letzte Woche trafen sich alle Sylter Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter im kursaal³ in Wenningstedt. Eine große Runde, in der die Lage besprochen und Lösungen gedacht wurden. Schon unserer Vorfahren hielten es so mit ihren Thing-Tagen, den Gerichtstagen der alten Friesen, an denen man zusammenkam, um Recht zu sprechen. In grauer Vorzeit war der erste Thingtag am Petritag. Dass das Treffen der Inselpolitiker*innen jetzt eine Woche vor Biike stattfindet, nimmt nichts von seiner Bedeutung. Wichtig ist, dass sich die Gemeindeverter*innen letzte Woche einig waren, dass es in vielen Themen nur gemeinsam geht. Die Termine für weitere Treffen stehen. Es geht voran. Endlich!

 Nichts würde mich mehr freuen, als dass mein Wenningstedter Kollege Kai Müller, er ist nächstes Jahr mit der Biike-Rede dran, am Abend des 21. Februar 2025 berichten kann, dass Sylt in allen großen Themen an einem Strang zieht.

Also heute Abend: das Wünschen nicht vergessen!

Bevor ich Sie und Euch nun in einen kraftvollen, schönen und geselligen Abend entlasse, möchte ich mich noch bedanken:

  • Bei den Gemeindearbeitern aus Kampen und Wenningstedt-Braderup, die uns diese wunderbare Biike in den letzten Wochen zusammen getragen und  an einem neuen Platz angehäuft haben.
  • Bei der 4. Klasse der Norddörfer Schule für das Basteln der traditionellen Biike-Puppe
  • Für die musikalische Darbietung des Norddörfer Musikvereins
  • Danke an alle  Helferinnen und Helfern aus Kampen und Wenningstedt-Braderup, die durch ihren Einsatz morgen ein tolles Petritanzfest für unsere Kinder im kursaal³ möglich machen.
  • Vor allem danken möchte ich den Feuerwehren aus Kampen und Wenningstedt-Braderup, die heute für unsere und für die Sicherheit der Gebäude sorgen.

Rüm Hart - klaar Kimmung - reines Herz und weiter Horizont - das wünsche ich uns allen für das nächste Sylt-Jahr!

Petritag - 22. Februar

Teeniedance in Kampen
© Michael Magulski Photography

Petritag findet immer am Tag nach dem Biike brennen statt, zumindest für diejenigen die keinen Absacker zu viel getrunken oder schon die ein oder andere Kopfschmerztablette genommen haben.  Ursprünglich kommt der Begriff Petritag von dem Begriff "Petri-Stuhltag" und war eine Feier zur Inthronisation des ersten Bischofs in Rom.

Gefeiert wird heute immer noch und zwar besonders von der Jugend der Norddörfer. Am 22. Februar bleiben die Schulen geschlossen und auf der ganzen Insel finden Petritänze statt. Mittags und Nachmittags für die Kinder und Abends für die jungen und junggebliebenen Erwachsenen.

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